In der Finsternis zwischen den Bäumen, die den Rand der Straße säumten, stand ein Geist. Die Spitze seines Mantels flatterte im sanften Wind, das Gesicht war unter einem hohen Zylinder verborgen, die Haut blass wie das Licht des fast vollen Mondes. Er verschmolz mit der Dunkelheit, nicht mehr als ein Schatten, eine Illusion, heraufbeschworen von einem mit Champagner vernebeltem Verstand. Die Gestalt musste ein Geist sein, denn kein lebender Mensch wäre leichtsinnig genug, sich um diese Uhrzeit hier draußen aufzuhalten, während hungrige Ombra die Finsternis nach Beute absuchten.
Sophies Augenlider wogen schwer, der Alkohol in ihrer Blutbahn ein fernes Echo, während sich die Erschöpfung des Abends in ihren Gliedmaßen setzte. Hinter den Kutschenscheiben zog der Wald vorbei, Töne von Schwarz, Grau und Tiefblau, die ineinanderflossen. Darüber thronte ein sternenklarer Himmel, durchrissen nur von vereinzelten Schleierwolken, welche die Rundungen des Mondes verschluckt hatten. Und dazwischen stand der Geist, mehr Traum als Wirklichkeit, und lächelte Sophie an.
»Hey! Hörst du mir überhaupt zu?«
Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihrer Starre. Sophie löste ihren Blick vom Fenster und ignorierte das Gefühl eiskalter Finger, die über ihren Rücken strichen. »Wie bitte?«
»Es ziemt sich nicht, sich in der Anwesenheit seiner Mutter in sinnlosen Tagträumereien zu verlieren«, tadelte sie sie. »Wenn du gedenkst, deinem künftigen Gatten genauso wenig Respekt zu zollen, wirst du kläglich und einsam als alte Jungfer enden. Merk dir meine Worte.«
Sophie zwang sich zu einem höflichen Lächeln, wie sie es in den Unterrichtsstunden bei Mister Lloyd gelernt hatte, und faltete die Hände im Schoss. »Ja, Mutter.«
Das war alles, worüber sie in letzter Zeit redete. Von frühmorgens bis spätabends drehte sich alles nur noch um potenzielle Ehegatten und künftige Enkelkinder. Seit Sophies Vater vergangenen Herbst von der Schwindsucht dahingerafft worden war, war ihre Mutter besessen vom Gedanken, ihre einzige Tochter so schnell wie möglich unter die Haube zu bringen. Immerhin war es für eine Frau ihres Standes nicht angesehen, allein mit ihrer Mutter in einem viel zu großen Haus zu verkümmern oder, der Gerechte verschone sie, unverheiratet zu sein.
Sophie war alles andere als interessiert an den Avancen der Gentlemen, zu deren Soiréen sie in den letzten Monaten eingeladen worden war. Sie war nicht erpicht darauf, ihre besten Jahre als lächelndes Accessoire für einen der reichen Junggesellen in Alderport zu verschwenden, danke auch.
Erneut wanderte ihr Blick zum Wald hinter den Kutschenscheiben. Der Geist war verschwunden, einmal mehr verschluckt von der allumfassenden Schwärze zwischen den Bäumen. Anscheinend war er doch nur ein Hirngespinst gewesen, das der Champagner hervorgerufen hatte.
»Der Graf war nett«, nahm ihre Mutter die Unterhaltung wieder auf. »Gute Manieren. Respektiert. Er hat äußerst gute Beziehungen zu den Rhodes, denen die Fabriken am südlichen Ufer des Beaullacs gehören, wusstest du das?«
»Nein, Mutter.«
»Er wäre zweifelsohne eine gute Partie. Wenn du magst, kann ich die Verlobungsvorbereitungen sofort in die Wege leiten, sobald wir zu Hause sind.«
»Das ist großzügig, aber ich fürchte, ich brauche noch etwas Bedenkzeit«, gestand Sophie.
Die Augen ihrer Mutter verengten sich. »Bedenkzeit?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob der Graf und ich tatsächlich zusammenpassen.«
»Papperlapapp«, schnitt sie ihr das Wort ab, bevor Sophie sich weiter erklären konnte. »Ihr seid beide von gutem Stand. Er wird eine Menge Land erben, und eure künftigen Kinder gleich mit ihm. Du hättest für den Rest deines Lebens ausgesorgt.«
»Er ist einundvierzig, Mutter.«
Sie winkte ab. »Das ist ein Detail. Der arme Mann kann ja wohl nichts dafür, dass seine letzte Gattin – der Gerechte hab sie selig! – auf dem Ehebett verstorben ist. Es ist eine Tragödie, was passiert ist, aber für dich stellt das eine Chance dar. Denk an deine Zukunft, Liebes.«
Das tat Sophie. Jeden einzelnen Tag, und genau deshalb fürchtete sie sich davor. Die Zukunft war ein Korsett, das drohte, jeden übriggebliebenen Tropfen Glück aus ihr herauszupressen, bis sie nur noch eine leblose Hülle ihrer Selbst war.
Sie dachte an Freddy, den Stallburschen auf ihrem Anwesen, an den sie im letzten Sommer ihren ersten Kuss verloren hatte. Sie sprachen oft übers Weglaufen, wenn sie nachts gemeinsam im Heu lagen. Es war ein lächerlicher Traum, das wusste sie, aber das änderte nichts daran, dass sie sich immer öfters darin verlor. Verschwendete Gedanken, hätte ihre Mutter gesagt. Vermutlich hatte sie recht. Sophie hatte den Gerechten bereits verraten, indem sie mit einem Jungen außerhalb ihres Stands anbandelte. Wäre sie auch noch weggelaufen, wäre sie zweifellos dem Fluch erlegen – hätte sich in eins jener grässlichen Monster verwandelt, welche die Straßen und Gassen von Alderport nachts heimsuchten.
Ein Ruck ging durch die Kutsche, dann kam sie so abrupt zu einem Halt, dass Sophie sich am Türgriff festhalten musste. Das Klappern der Hufe, welches sie die letzten Stunden begleitet hatte, verstummte schlagartig. Von draußen hörte sie das angestrengte Schnauben der Pferde.
Sophies Mutter richtete ihren großkrempigen Hut, der mit Seidenblumen und bunten Federn geschmückt war, und straffte ihren Rücken. Wenig später näherten sich hektische Schritte. Die Tür ging auf und ein älterer, rundlicher Mann mit sichtbaren Geheimratsecken tauchte auf.
»Isaac«, sprach Sophies Mutter. »Kannst du mir erklären, weshalb wir angehalten haben?«
Der Kutscher senkte den Blick. »Die Straße ist durch einen umgestürzten Baum versperrt, Ma’am. Muss wohl beim gestrigen Sturm passiert sein. Wir werden ihn so schnell wie möglich aus dem Weg räumen.«
»Tu das, Isaac. Ich habe nicht vor, die Nacht hier draußen verbringen zu müssen.«
»Natürlich nicht, Ma’am.« Er deutete eine kleine Verneigung an, dann zog er die Tür wieder zu und eilte zurück in Richtung des Kutschbocks.
Sophie schob den Vorhang beim Fenster etwas zur Seite. Isaac gab seinem Gesellen einige Anweisungen, die sie nicht hören konnte, bevor die beiden schließlich aus dem Blickfeld verschwanden. Mit einem Seufzer ließ sich Sophie ins Polster zurücksinken.
Stille legte sich über das Innere der Kutsche. Sophies Mutter zupfte an ihren Ohrringen herum, bevor sie ihren Hut in der Spieglung des Fensters zurechtrückte. Unterdessen zog Sophie das Buch hervor, das sie neben sich auf dem Polster abgelegt hatte, und schlug es auf der Seite auf, die sie zuletzt beendet hatte.
Die Minuten verstrichen. Nach einer Weile sah Sophie von ihrem Buch auf. Das schwache Licht der Gaslaternen war kaum genug, um die Seiten zu erhellen, und jedes zweite Wort verschwamm vor ihren Augen. Die Müdigkeit war längst in ihren Verstand gesickert, machte ihre Gedanken träge, und alles, was sie sich in diesem Moment herbeisehnte, war ihr Himmelbett mit den Hunderten von Kissen.
Sie legte das Buch zur Seite und zog das Umschlagtuch um ihre Schultern etwas enger. Die Kälte der Nacht drang spürbar durch die feinen Ritzen der Kutsche.
Schritte näherten sich. Dieses Mal musste es der Geselle sein, denn der Gang war hörbar leichtfüßiger und schneller als jener des alten Kutschers. Die Tür ging auf, doch es war nicht der Junge, der vor ihnen stand.
»Na endlich, das hat ja auch viel zu lange –« Sophies Mutter erstarrte. Ihre Augen waren aufgerissen, der Blick verwirrt auf den Mann gerichtet, der soeben die Tür aufgezogen hatte.
Er war jung, vielleicht einige Jahre älter als Sophie, und kam ihr aus irgendeinem Grund bekannt vor. Er trug einen Zylinder und einen langen Mantel, darunter eine gemusterte Weste und ein weißes Hemd. Seine Statur war schlank, die Kieferpartie kantig, die Augen grün. Der Rest seines Gesichts war unter einer schwarzen Maske verborgen, die mit silbernen Fäden durchzogen war und nach oben hin in kunstvollen Spitzen endete. Einzig die Mundpartie war freigelassen und entblößte den Blick auf das schelmische Lächeln, das sich auf den Lippen des Fremden ausgebreitet hatte.
»Abend, Ladies«, sagte er und hob seinen Zylinder an. Seine Stimme war sanft und weich, wie die Butter, die sich Sophie jeden Morgen auf ihre Brötchen schmierte. »Wenn ich Euch bitten dürfte auszusteigen?«
Sophies Mutter entwich ein Schnauben. »Wer seid Ihr und was erlaubt Ihr Euch eigentlich, uns Befehle zu erteilen?«, spie sie dem Fremden vor die Füße. »Isaac? Isaac, könntest du diesen Herren bitte dazu auffordern, uns gefälligst in Ruhe zu lassen?«
Doch anstelle einer Antwort schlug ihr lediglich Stille entgegen.
Der Fremde legte den Kopf schief. »Ich fürchte, Euer treuer Isaac wird Euch leider nicht zur Hilfe eilen können, Ma’am.«
»Isaac!«, rief Sophies Mutter erneut. Ärger hatte sich in ihre Züge geschlichen und auf ihrem Dekolleté waren rote Flecken aufgeplatzt. »Isaac, du Tunichtgut, beweg dich sofort hierher!«
»Bitte, Ma’am, Ihr braucht hier keinen Aufstand zu machen«, sagte der Fremde. »Alles, was ich von Euch verlange, ist, dass Ihr diese Kutsche verlasst.«
»Ich habe keine Befehle von einem anstandslosen Schuft wie Euch zu befolgen.«
Während sie dem Mann weitere Beleidigungen an den Kopf warf, schweifte sein Blick zu Sophie hinüber. Sie erstarrte. Der Fremde zwinkerte ihr zu, bevor er sich wieder ihrer Mutter zuwandte. Sophies Wangen begannen zu glühen.
»Das war keine Bitte, Ma’am«, sagte er und zog seinen Mantel zur Seite, um die Feuerwaffe zu entblößen, die in seinem Holster steckte.
Sophie konnte sehen, wie ihrer Mutter mit einem Schlag jegliches Blut aus dem Gesicht wich. Sie ließ ihre Schultern zurückrollen, richtete ihr Umschlagtuch und hob das Kinn hoch, als sie am Fremden vorbei aus der Kutsche stieg. Sophie tat es ihr gleich. Jetzt wurde ihr bewusst, weshalb der Mann ihr so bekannt vorgekommen war: Er war der Geist, welcher sie aus den Schatten beobachtet hatte.
Kälte schlug Sophie entgegen und sie erschauderte. Ihre Schuhe sanken im weichen Boden ein. Hier draußen war die Finsternis noch tiefer, die Silhouetten der Bäume verzerrte Fratzen, welche sie aus der Dunkelheit anstarrten.
Gelassen zog der Fremde seine Waffe hervor und richtete sie auf die beiden Frauen, bevor er sich der breitschultrigen Gestalt zuwandte, die soeben aus den Schatten hervorgetreten war.
»Hast du sie gefunden?«, fragte er.
Die Gestalt schüttelte den Kopf.
»Versuch es auf dem Dach. Wenn es nicht unter dem Kutschbock ist, dann dort.«
Sophies Mutter plusterte sich auf wie eine Henne, welche ihre Küken beschützte. »Das ist ja wohl eine absolute –«
»Ah«, unterbrach der Fremde sie und richtete seine Pistole auf ihre Stirn. »Ich muss Euch leider bitten, zu schweigen, Ma‘am. Ihr wollt Euch doch nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen, oder?«
Da war eine zwanglose Eleganz in der Art und Weise, wie er sich bewegte. Fließend wie Wasser, das einen Stein umspülte, anmutig wie ein Tänzer auf dem Jahrmarkt, seine Bewegungen dem Takt einer unhörbaren Melodie folgend. Es faszinierte Sophie, wenngleich seine Ruhe sie auch verängstigte, war sie doch ein Indiz dafür, wie viele dieser Überfälle er schon durchgeführt haben musste.
»Ich habe von Euch gehört«, rutschte es ihr heraus.
Der Fremde legte den Kopf schief. »Tatsächlich?«
»Ihr seid der maskierte Gentleman.« Niemand wusste, woher er gekommen war oder was sich hinter seiner Maske wirklich verbarg, aber in den letzten Jahren war er zu einer wahrhaftigen Legende geworden. Unzählige Haushalte der reichsten Familien von Alderport waren seinen Machenschaften bereits zum Opfer gefallen. Er hatte Schmuck und wertvolle Artefakte aus den angesehensten Anwesen der Stadt gestohlen, ohne dabei auch nur irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Ein Meisterdieb, der seinesgleichen suchte.
»Mach dich nicht lächerlich, Liebes«, sagte ihre Mutter. »Der maskierte Gentleman ist nichts als ein haltloses Gerücht, das die Wäscherinnen verbreitet haben.«
»Ich kann Euch versichern, dass ich überaus real bin, Ma’am«, entgegnete der Fremde. Das Grinsen war während ihrer ganzen Unterhaltung nicht aus seinem Gesicht gewichen. »Falls nicht, müsstet Ihr Euch wohl mit der Tatsache abfinden, dass Ihr von einem Geist ausgeraubt wurdet. Und das wäre furchtbar peinlich, nicht wahr?«
»Hab sie gefunden«, durchbrach eine Stimme ihr Gespräch. Sie kam von der anderen Gestalt, welche inzwischen auf das Dach der Kutsche geklettert war und eine kleine Box hochhob, die mit seidenen Schleifen umgeben war. Mit einem Satz sprang die Gestalt vom Fuhrwerk herunter und landete neben dem Fremden.
Bis eben hatte Sophie die Gestalt für einen weiteren Mann gehalten, aber nun, wo sie sie aus der Nähe inspizieren konnte, musste sie überrascht feststellen, dass sie falsch lag. Die Handlangerin des maskierten Gentlemans thronte wie eine Riesin über den Anwesenden, die Schultern breit wie ein Schrank, das Gesicht rund und von dunklem Hautton, die Hände groß genug, dass sie Sophies Kopf wie eine Traube hätten zerquetschen können. Ihre muskelbepackten Arme drückten gegen die Ärmel ihres einfachen Kleids, und ihr braunes Haar war zu zwei strengen Zöpfen zusammengebunden.
Beim Anblick der riesenhaften Frau schnappte Sophies Mutter nach Luft und stolperte ein paar Schritte zurück. Sophie hätte das nicht für möglich gehalten, aber sie glaubte, dass ihre Mutter noch einen Ton blasser geworden war.
»Gute Arbeit, Erma«, lobte der Fremde seine Handlangerin.
Anstelle einer Antwort öffnete diese bloß den Sack, den sie sich über die Schultern geschwungen hatte, und ließ die Box darin verschwinden.
Sophies Mutter schien ihren Schockzustand überwunden zu haben, denn ihre Worte kehrten wieder zu ihr zurück. »Was tut Ihr denn da?!«, empörte sie sich. »Diese Diamantohrringe waren ein Geschenk des Grafen für meine Tochter und –«
»Und nun gehören sie uns«, unterbrach der Maskierte sie. Er ließ seinen Blick über sie schweifen. »Ich bin mir sicher, Ihr werdet es verkraften, ein Schmuckstück weniger in Eurem Besitz zu wissen, Ma’am.«
»Lasst sie gefälligst in Ruhe!«, kam es plötzlich aus der Dunkelheit.
Sophie drehte sich in Richtung der Stimme. Unter dem Kutschbock kroch eine Gestalt mit erhobener Pistole hervor – Isaac. Die Waffe in den Händen des alten Kutschers zitterte und seine Stirn war mit Blut verschmiert, das aus einer Wunde an seinem Kopf tropfte.
Der Maskierte seufzte. »Erma, könntest du dich bitte darum kümmern?«
Die Riesin nickte, bevor sie zu Isaac hinüberstapfte. Er drückte auf den Abzug, aber der Schuss verfehlte sein Ziel. Erma zerrte Isaac unter dem Kutschbock hervor, wo – wie Sophie nun schaudernd realisierte – ebenfalls die regungslose Gestalt des Gesellen lag. Die Riesin schlug Isaac die Pistole aus der Hand, als wäre er ein Kind, das etwas Ungenießbares vom Boden aufgehoben hatte, dann hielt sie seinen Arm an beiden Enden fest und riss ihn mit einem Ruck aus dem Gelenk.
Isaac schrie.
»Immer dieses Drama«, murmelte der Maskierte, während der Kutscher wimmernd zurück zu Boden sank. »Wenn jeder genau das tun würde, was ich von ihnen verlange, wären solche drastischen Maßnahmen gar nicht erst nötig.« Er nickte Erma zu. »Fessel die beiden. Wir sind fertig hier.«
»Fasst mich nicht an!«, erboste sich Sophies Mutter, als die Riesin ihr die Arme auf den Rücken drehte. »Ihr seid ein grausames Scheusal! Der Gerechte wird Euch eigenhändig zur Rechenschaft ziehen, dessen könnt Ihr Euch sicher sein!«
Das Grinsen des Maskierten vertiefte sich, doch während es bisher immer amüsiert gewirkt hatte, schlich sich nun ein boshafter Zug hinein. »Oh, darauf zähle ich.«
Die Riesin band die Arme von Sophies Mutter hinter ihrem Rücken zusammen, dann wandte sie sich Sophie zu, welche es widerstandslos über sich ergehen ließ. Die ganze Zeit über lastete ihr Blick auf dem maskierten Fremden. Etwas an ihm war falsch, auch wenn sie es nicht benennen konnte.
»Keine Sorge«, sagte er, nachdem Sophie und ihre Mutter gegen einen Baum gebunden worden waren. »Das ist eine belebte Straße. Spätestens morgen früh wird jemand hier vorbeikommen und euch finden.«
»Fahrt zur Hölle!«
»Längst dabei, Ma’am«, antwortete der Fremde fröhlich. Er griff mit der Hand an die Krempe seines Huts. »Habt einen schönen Abend, Ladies.«
Kurz, bevor die beiden Verbrecher in die Baumreihen eintauchten, glaubte Sophie, erkennen zu können, wie der Maskierte sich nochmal zu ihr umdrehte und ihr verschwörerisch zuzwinkerte.
Aber das musste sie sich eingebildet haben.